Ein nährendes Wir-Gefühl durch Persönlichkeitsentwicklung

 

Ein nährendes „Wir-Gefühl“ durch Persönlichkeitsentwicklung. Ein Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft!
„Wenn Sie ein Haus bauen würden und Sie würden nur Steine aufeinanderlegen, wunderbare Steine, und es kommt ein Sturm, ist das Haus weg. Sie brauchen Mörtel, der das Haus zusammenhält. So wie eine Gesellschaft mehr braucht als Kapital und Arbeit. Wir brauchen mehr als Bilanzen und Shareholder-Value, mehr als Gewinn-und-Verlust-Rechnungen. Wir brauchen etwas, was die Menschen zusammenhält. Das nennen Christen Nächstenliebe. Das nennt die Arbeiterbewegung Solidarität. Das nennt Martin Luther King compassion. Und ich nenne das den Mörtel, der das Haus zusammenhält. Und davon ist bei uns viel zu wenig vorhanden“.

Als ich diesen Text von Johannes Rau, einem ehemaligen deutschen Politiker, vor einigen Wochen gelesen habe, fühlte ich mich stark angesprochen.


Wir brauchen etwas, das die Menschen zusammenhält.
Mörtel, wie Johannes Rau es bezeichnet und wofür er Beispiele genannt hat. Mein erstes Gefühl war: Mit der Bereitschaft, an seinen/ihren Themen zu arbeiten, unsere Persönlichkeit zu entwickeln, trägt jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin unserer Seminare zu diesem ETWAS bei. Und auch unsere Community, ihr da sein und so sein, trägt zu diesem ETWAS bei. Dieses Gefühl habe ich einige Zeit mit mir herumgetragen und überprüft, ich habe die Ergebnisse niedergeschrieben.
 

Persönlichkeitsentwicklung: Das ETWAS von jedem von uns für einen verstärkten Zusammenhalts unseres Umfelds, unserer Gesellschaft.
Das Thema, auf das ich mich hier beschränken möchte, ist: Wie gehe ich mit Menschen um, welche völlig anderer Meinung sind als ich, einer anderen Partei angehören, die ich ablehne, deren Männerbild oder Frauenbild sich stark von meinem unterscheidet, um nur wenige Beispiele zu nennen?

Hier ist eine Frage: Lege ich mein Hauptaugenmerk auf das, was uns trennt oder auf das, was uns verbindet? Damit meine ich nicht das auszublenden, wo ich anderer Meinung bin als mein Gegenüber. Sondern es geht darum, dass ich dessen Recht respektiere, anderer Meinung zu sein als ich. Wer die gegenwärtigen Diskussionen in Medien und Politik verfolgt hat wird wissen, wie wichtig diese Frage ist. Und wird wissen, wie tief die Gräben zwischen Gruppen werden, wenn das Verbindende ignoriert wird. Und wie das Verhalten dort häufig ist. Z.B., dass man sich über das Gegenüber stellt, sich moralisch gut - im Recht- fühlt, das Gegenüber verurteilt oder abwertet, ihm Würde abspricht oder Respekt verweigert.
Eine weitere Frage könnte lauten: Bin ich bereit, meinem Gegenüber wirklich zuzuhören, zu versuchen, ihn zu verstehen, seine Gefühle, seine Erfahrungen? Und bin ich bereit, dies mit meinen Gefühlen, Erfahrungen, Überzeugungen zu vergleichen und zu prüfen, wo ich vielleicht von ihm lernen kann?

Ich möchte es dabei belassen und fragen: Was sind denn die Voraussetzungen dafür, dass ich zu diesem Verhalten in der Lage bin? Hierzu habe ich eine einfache Antwort, sicher nicht die vollständige, aber m.E. eine wichtige:


Selbst-Bewusstsein.
Hierzu gehört für mich:
Ich sollte mich selbst gut kennen, damit ich in der Lage bin, mein Gegenüber wirklich zu sehen, und nicht (nur) durch die Brille meiner Emotionen oder Projektionen. Ich sollte in mir gefestigt sein, gut gegründet, damit mich Kritik, Angriff, in-Frage-stellen von meinem Gegenüber nicht umwirft, mir nicht den Boden wegzieht. Oder mich zu einem automatischen (Gegen-) Angriff geradezu zwingt.  

Über diese Qualitäten verfügen wir meist nicht einfach, wir müssen sie uns erarbeiten und/oder stärken. Hierfür braucht es Bereitschaft, Gelegenheiten, Unterstützung. Und immer wieder: Übung, Vertiefung.

Hinzu kommt eine Erfahrung, die sicher die meisten von uns gemacht haben:
Wer sich auf den Weg der Selbsterfahrung gemacht und gelernt und erfahren hat, sein Gegenüber als Menschen zu sehen mit Hoffnungen, Verletzungen, Träumen, ist gar nicht mehr in der Lage, seinem Gegenüber nicht zuzuhören, sich nicht selbst zu hinterfragen, sein Gegenüber abzuwerten. Zumindest nicht dann, wenn er mit sich und diesen Erfahrungen verbunden ist. Er ist nicht mehr in der Lage, nur das Trennende zu sehen, sein Gegenüber als Pack, Abschaum oder Verlierer, wie Menschen heute, ohne Konsequenzen, in der Öffentlichkeit von honorigen Politikern oder Journalisten tituliert werden.  

Wenn ich selbst-bewusst und dadurch willens und in der Lage bin, auch in schwierigen Momenten

- mein Gegenüber zuerst als Menschen zu sehen
- seine Würde nicht zu verletzen
- ihm zuzuhören
- das Verbindende zu betonen und nicht das Trennende

trage ich im besten Sinne zum dem ETWAS bei, welches unser Umfeld und unsere Gesellschaft zusammenhält. Damit leistet Persönlichkeitsentwicklung einen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft.


Unsere Community: Ein weiterer Beitrag zum ETWAS, zu einer Verstärkung des Zusammenhalts unseres Umfelds, unserer Gesellschaft.
Wir hören immer wieder Aussagen von Teilnehmern unserer Seminare, wie: Wenn ich einem fremden Menschen begegne und es stellt sich heraus, dass er bei euch Seminare gemacht hat, ergibt sich meistens ein völlig anderer Kontakt als zu anderen Menschen. Dann sind die Themen oft: Welche Seminare hast du besucht, was hast du dort erlebt? Kennst du xy? Wie ging es dir mit Daniele und/oder Günther? Was hat es dir gebracht? Etc.
Ganz zu schweigen von Begegnungen von Menschen, welche sich aus gemeinsamen Seminaren kennen und vielleicht sogar gemeinsame Erfahrungen haben.

Sie erinnern sich vielleicht an einige der damaligen Gefühle wie Herausforderung, Unsicherheit, Angst, Freude, Lebendigkeit. Es gibt einiges, was sie verbindet:
Z.B. den Mut
- sich in Frage zu stellen,
- nicht mehr (nur) sein Gegenüber für die eigenen Schwierigkeiten verantwortlich zu machen
- dorthin zu gehen wo die Angst ist.
- sich zu zeigen.
Und, nicht zuletzt: Den Mut, andere Menschen wirklich zu sehen und sie in ihrem So-Sein zu akzeptieren. Sie in für sie (und oft für uns selbst) schwierigen oder wunderschönen Erfahrungen zu unterstützen, zu begleiten.

Diese gemeinsame Haltung, und diese ähnlichen oder gleichen Erfahrungen der Seminarteilnehmer, verbinden. Hinzu kommt für manche die Erfahrung – für nicht so wenige erstmals -, dazu zu gehören. Ein Mensch, welcher das Grundgefühl hat, zu einer Gruppe zu gehören, verstanden zu werden, wird anders, entspannter, zugewandter, auf Menschen zugehen können als andere. Und:  Nur wer das Zusammengehörigkeitsgefühl aus eigener Erfahrung kennt wird auch in der Lage sein, zu diesem Gefühl im eigenen sozialen Umfeld, in der Gesellschaft, in der er lebt, beizutragen.
 


So trägt auch unsere Community zu einem WIR in der Gesellschaft bei.

Günther Neuses
guenther@danielekirchmair.com

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